Familienbett und Einschlafstillen

Alles rund um das Thema Familienbett und Einschlafstillen

Immer wieder wird dieses Thema heftig diskutiert und Mütter angegriffen. Im folgenden Text erfahrt ihr die Vorteile und wie ihr eine sichere Schlafsituation für Euer Baby umsetzt.

SIDS-Plötzlicher Kindstod wird in diesem Zusammenhang immer wieder erwähnt

Neueste Studien zeigen, dass Einschlafstillen und Stillen das SIDS-Risiko deutlich (um 50%) senkt. Ein nach Bedarf gestilltes Kind, sollte möglichst vierundzwanzig Stunden am Tag die Chance haben Stillen zu können. Besonders nachts ist das Stillen nach Bedarf wichtig und kann durch ein Familienbett sehr entspannt praktiziert werden. Das Kind liegt neben der Mama, die Brust kann im liegen dem Kind gegeben werden. Mama und Kind können sofort wieder einschlafen, manche Mamas schlafen sogar beim Stillen wieder ein, was für ein Luxus, spätestens wenn das Kind fertig ist dockt es ab und schläft ebenfalls weiter. Umso älter die Kinder werden, desto leichter und besser ist dies umzusetzen, als Kleinkind können sie sich selbstbedienen und die Mama kann (fast) durchschlafen. (Besonders Kleinkinder verstehen schon sehr viel, und können Absprachen einhalten wie z.B. nachts darfst du dich selbstbedienen, tagsüber sagst du mir Bescheid wenn du trinken möchtest. Varianten des Bescheid gebens können sein: Drück meine Hand oder Klopf mir auf das Schlüsselbein.)

Stillkinder wachen nachts öfters auf und sind leichter erweckbar, sie sind somit weniger gefährdet in eine zu tiefe Schlafphase zu gelangen, die mit der Gefahr eines Atemstillstandes einhergeht. Das Co-Sleeping gibt dem Kind Nähe und lässt es den Herzschlag und die Atmung der Mutter hören, die Kinder werden unterbewusst animiert weiter zu atmen. Die Vitalzeichen (Herzfrequenz, Atmung, Blutdruck, Temperatur) von Kindern die im Hautkontakt mit den Eltern sind, sind meist Normwerte und sehr stabil, Stichpunkt Känguruhen bei Frühgeburten oder Neugeborenen. Muttermilch gibt dem Kind zudem viele wichtige Abwehr- und Nährstoffe und das Stillen stillt alle Grundbedürfnisse.

Die Gefahr das eine Mama eher abstillt, weil sie keine Kraft mehr hat, da sie jede Nacht mehrmals aufsteht, ihr Kind stillt und sich wieder hinlegt, ist sehr hoch. Der aktuelle Stand der Wissenschaft zeigt jedoch enorme Vorteile des Stillens, besonders des ausschließlichen Stillens 180 Tage, und neben Beikost bis zu einem Alter von 2 Jahren und darüber hinaus solange Mama und Kind es wollen. Die gelisteten Fälle des SIDS, sind sehr gering, und Ursache war praktisch immer ein vermeidbares Risiko, wie z.B. eine Couch, Bauchlage oder Raucherinnen.

Wichtig ist, dass folgende Faktoren beachtet werden:

  1. Eltern haben kein Alkohol getrunken (Unzurechnungsfähig, Reflexe sind gemindert…)
  2. Rauchen sollte vermieden werden. Auch noch Stunden nach dem rauchen, dünsten die Poren des Körpers giftige Stoffe aus.
  3. Drogen oder Medikamente die das Bewusstsein beeinflussen sollten gemieden werden.
  4. Bei starker Krankheit inklusive Bewusstseinseintrübung, müssen spezielle Vorkehrungen getroffen werden.
  5. Die Matratze sollte nicht zu weich sein, es sollten keine Ritze vorhanden sein, fürs Kind kein Kopfkissen und das Kind auf Brusthöhe legen. Decke nicht über das Kind, am besten die Decke unter den eigenen Körper einschlagen und nur Hüfthoch ziehen (im Winter lieber ein Stilltop und einen dünnen Pulli anziehen, anstatt sich bis oben zuzudecken).
  6. Rausfallschutz, Beistellbett, Wand, Bettgitter oder ähnliches.
  7. Die Raumtemperatur sollte zwischen 16 und 18 Grad liegen.
  8. Rückenlage
  9. Die Mutter sollte dem Kind zugewannt schlafen, genug räumlicher Platz damit es zu keiner Überwärmung oder Rückatmung kommt.

Ein nicht gestilltes Kind, profitiert ebenfalls von einem Familienbett und manche Studien empfehlen, hinsichtlich der SIDS-Prophylaxe, nachts einen Schnuller zugeben.

In den meisten Ländern ist ein Familienbett ganz normal, und wird schon ewig praktiziert. In der Steinzeit war es ein Todesurteil, wenn ein Kind durchgeschlafen hat, da es nachts nicht kontrollieren konnte ob die Eltern noch da sind um es zu beschützen und bei möglichen Temperaturtiefen zu wärmen.

Die Studie von Peter S. Blair und Co zeigt zudem, dass das SIDS-Risiko dreimal so hoch war, bei Kindern die alleine geschlafen haben. Das schlafen im Familienbett, bei Eltern die nicht trinken und nicht rauchen, war genauso sicher wie Kinder die alleine schlafen, bei Kindern ab 3 Monaten war der Schutzeffekt im Familienbett sehr deutlich und führte zu einem niedrigeren SIDS-Risiko. Die Zahlen für die ersten drei Monate sind schwierig auszuwerten, da das mögliche Risiko – Drogen bei den Eltern – ausgeschlossen wurde. Demnach stellt sich die Frage, ob der minimale Bereich des 1,6 fachen höheren Risikos in den ersten drei Monaten im Familienbett, auf getrennte Betten oder andere Ursachen zu schließen ist. Vermehrte Fälle des SIDS gab es, als Eltern die Kinder auf der Couch gefüttert haben, und dort einschliefen. Diese Eltern berichten, dass ihnen geraten wurde das Kind nicht mit ins Bett zunehmen und sie deshalb auf der Couch gefüttert haben. Da stellt sich die Frage: Ist es nicht sicherer das Kind im Bett zu stillen/zu füttern, wenn woanders das Risiko des SIDS bewiesener Maße viel höher ist. Natürlich sind die Eltern nicht extra dort mit dem Kind eingeschlafen, aber das Risiko ist sehr hoch das dies passieren kann. Alle Eltern kennen den Schlafmangel, besonders in der Anfangszeit, bei Entwicklungsschüben sowie bei Krankheit oder beim Zahnen.

Eine differenzierte Aufklärung und Beratung der Eltern ist wünschenswert. Denn nicht das Familienbett ist schuld am SIDS, sondern mögliche Risikofaktoren wie bereits oben erwähnt (Drogen, Alkohol, Bauchlage, zu weiche Matratze, Decken etc.).

Einschlafstillen ist etwas ganz Natürliches und wird doch so oft verpönt.

Sehr viele Menschen sagen, dass wenn eine Mama Einschlafstillen praktiziert, das Kind sich daran gewöhnt und nie ohne Mama einschlafen wird.

„Du verziehst dein Kind.“

„Du verwöhnst dein Kind zu sehr, du machst dich von deinem Kind abhängig.“

„Dein Kind wird dir auf der Nase rumtanzen.“

Solche Sätze kommen dir, als Mama vermutlich sehr vertraut vor. Diese Aussagen führen oftmals zu Unsicherheiten, Unbehagen und verursachen große Zweifel. Einige Mamas trauen sich sogar gar nicht sich zu Outen. Warum wird Einschlafstillen so schlecht dargestellt? Die Angst sich ein ungehorsames Kind zu erziehen ist in vielen Köpfen tief verankert.

Doch, du verziehst dein Kind nicht. Und Nein du verwöhnst dein Kind damit auch nicht. Ein Kind kann mit Grundbedürfnissen nicht verwöhnt werden. Möchte dein Mann alleine schlafen? Oder möchte ein Ehepaar getrennt voneinander schlafen? Nein, wieso wird dies dann von einem kleinen Lebewesen, das noch frisch auf der Welt ist erwartet? Dein Baby hat zehn Monate in deinem Bauch unter deinem Herzen gelebt, in einer warmen geborgenen Umgebung, dort fühlte es sich jederzeit beschützt und sicher, wieso solltest du nun deinem Kind diese Sicherheit entziehen? Es gibt immer mehr Beweise, das Kinder, die Bedürfnisorientiert aufwachsen, früher selbstständig werden und sich besser von den Eltern lösen können, da sie selbstsicher und ausgeglichen sind. Ein starkes Urvertrauen hilft den Kindern später ein eigenes Leben zu führen, selbstsicher zu sein und andere Menschen so zu lieben und zu akzeptieren wie sie sind. Jedes Kind wird irgendwann alt genug sein, dass es ohne Einschlafstillen einschläft und es in seinem eigenen Bett schlafen möchte. Gebt Euren Kindern diese Zeit. Zweisamkeit kann ein Ehepaar auch woanders, als im Ehebett haben, deswegen ist dies kein Grund das Kind aus dem Familienbett zu verbannen.

Auch ein Einschlafgestilltes Kind kann ohne Mama einschlafen, solange eine Bezugsperson da ist, zudem das Kind vertrauen hat. Die Bezugsperson sollte einen eigenen Weg finden das Kind zum schlafen zu bringen. Vorteilhaft ist es kleine Besonderheiten einzubauen, wie z.B. Abendbrot im Bett, oder ein besonderes Buch oder CD.

Neben der Bindung, dem erniedrigten SIDS-Risiko, dem starken Urvertrauen und der daraus resultierenden höheren Selbstständigkeit im späteren Leben, wirkt Einschlafstillen beruhigend und die Kinder schlafen schneller ein. Warum? Weil sie ganz viel Mama tanken können und beim Stillen Abends/Nachts Schlaf- und Beruhigungshormone ausgeschüttet werden, die über die Muttermilch das Kind erreichen. Diese wirken auch auf die Mutter, die, beim nächtlichen Stillen, somit wieder schnell einschlafen kann.

Quellen:

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Herbert Renz-Polster und Freia De Bock: „More questions than answers“, BMJ Open online (http://bmjopen.bmj.com/content/3/5/e002299.responses ) – zusammen mit einem deutschen Kommentar auch unter http://kinderverstehen.de/SIDS.pdf

Vennemann MM , Bajanowski T , Brinkmann B , Jorch G , Sauerland C , Mitchell EA ; GeSID Study Group . Sleep environment risk factors for sudden infant death syndrome: the German Sudden Infant Death Syndrome Study. Pediatrics. 2009 Apr;123(4):1162-70.

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Blair, P.S.; Sidebotham, P.; Pease, A.; Fleming, P.J.: Bed-Sharing in the Absence of Hazardous Circumstances: Is There a Risk of Sudden Infant Death Syndrome? An Analysis from Two Case-Control Studies Conducted in the UK. PLoS ONE. 9(9): e107799. doi:10.1371/journal.pone.0107799 (2014)

https://www.kinder-verstehen.de/mein-werk/blog/neues-zum-plotzlichen-kindstod-sids/

https://www.kinder-verstehen.de/mein-werk/artikel/schlafprobleme-aus-sicht-der-evolution/

https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0107799

https://www.kindergesundheit-info.de/themen/risiken-vorbeugen/ploetzlicher-kindstod-sids/vorbeugung-kindstod/