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Familienbett & Einschlafstillen: Sicher schlafen und Nähe genießen

Erfahre, warum Familienbett und Einschlafstillen sicher sind, das SIDS-Risiko senken und Nähe schaffen. Mit Tipps für eine sichere Schlafumgebung und wissenschaftlichen Studien.

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Steffi Weiss

Ich begleite Familien beim Stillen und rund ums Zungenband – mit Fachwissen, Erfahrung und viel Herz.

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Immer wieder wird dieses Thema heftig diskutiert und Mütter angegriffen. Im folgenden Text erfahrt ihr die Vorteile und wie ihr eine sichere Schlafsituation für euer Baby umsetzt.

SIDS – Plötzlicher Kindstod

SIDS – Plötzlicher Kindstod wird in diesem Zusammenhang immer wieder erwähnt.

Neueste Studien zeigen, dass Einschlafstillen und Stillen das SIDS-Risiko deutlich (um 50 %) senkt. Ein nach Bedarf gestilltes Kind sollte möglichst 24 Stunden am Tag die Chance haben, stillen zu können. Besonders nachts ist das Stillen nach Bedarf wichtig und kann durch ein Familienbett sehr entspannt praktiziert werden.

Das Kind liegt neben der Mama, die Brust kann im Liegen gegeben werden. Mama und Kind können sofort wieder einschlafen, manche Mamas schlafen sogar beim Stillen ein – was für ein Luxus. Spätestens wenn das Kind fertig ist, dockt es ab und schläft ebenfalls weiter.

Umso älter die Kinder werden, desto leichter und besser ist dies umzusetzen. Als Kleinkind können sie sich sogar selbst bedienen und die Mama kann (fast) durchschlafen. Besonders Kleinkinder verstehen schon sehr viel und können Absprachen einhalten wie z. B.: „Nachts darfst du dich selbst bedienen, tagsüber sagst du mir Bescheid, wenn du trinken möchtest.“ Varianten des Bescheidgebens können sein: Hand drücken oder auf das Schlüsselbein klopfen.

Vorteile für Stillkinder

Stillkinder wachen nachts öfters auf und sind leichter erweckbar. Sie sind somit weniger gefährdet, in eine zu tiefe Schlafphase zu gelangen, die mit der Gefahr eines Atemstillstandes einhergeht.

Das Co-Sleeping gibt dem Kind Nähe und lässt es den Herzschlag und die Atmung der Mutter hören. Die Kinder werden unterbewusst animiert, weiter zu atmen.

Die Vitalzeichen (Herzfrequenz, Atmung, Blutdruck, Temperatur) von Kindern, die im Hautkontakt mit den Eltern sind, sind meist Normwerte und sehr stabil – Stichwort „Känguruhen“ bei Frühgeborenen oder Neugeborenen.

Muttermilch gibt dem Kind zudem viele wichtige Abwehr- und Nährstoffe, und das Stillen stillt alle Grundbedürfnisse.

Risiken beim nächtlichen Aufstehen

Die Gefahr, dass eine Mama eher abstillt, weil sie keine Kraft mehr hat, da sie jede Nacht mehrmals aufsteht, ihr Kind stillt und sich wieder hinlegt, ist sehr hoch.

Der aktuelle Stand der Wissenschaft zeigt jedoch enorme Vorteile des Stillens, besonders des ausschließlichen Stillens über 180 Tage, und neben Beikost bis zu einem Alter von 2 Jahren – und darüber hinaus, solange Mama und Kind es wollen.

Die gelisteten Fälle von SIDS sind sehr gering, und Ursache war praktisch immer ein vermeidbares Risiko, wie z. B. eine Couch, Bauchlage oder Raucherinnen.

Wichtige Sicherheitsfaktoren im Familienbett

  • Eltern haben kein Alkohol getrunken (Unzurechnungsfähig, Reflexe sind gemindert …)
  • Rauchen sollte vermieden werden (auch noch Stunden nach dem Rauchen dünsten die Poren des Körpers giftige Stoffe aus).
  • Drogen oder Medikamente, die das Bewusstsein beeinflussen, sollten gemieden werden.
  • Bei starker Krankheit inklusive Bewusstseinseintrübung müssen spezielle Vorkehrungen getroffen werden.
  • Die Matratze sollte nicht zu weich sein, es sollten keine Ritzen vorhanden sein, fürs Kind kein Kopfkissen.
  • Das Kind auf Brusthöhe legen.
  • Decke nicht über das Kind, am besten die Decke unter den eigenen Körper einschlagen und nur hüfthoch ziehen.
  • Im Winter lieber ein Stilltop und einen dünnen Pulli tragen, anstatt sich bis oben zuzudecken.
  • Rausfallschutz, Beistellbett, Wand, Bettgitter oder ähnliches nutzen.
  • Raumtemperatur zwischen 16 und 18 Grad.
  • Rückenlage des Kindes.
  • Mutter sollte dem Kind zugewandt schlafen.
  • Genug räumlicher Platz, damit es zu keiner Überwärmung oder Rückatmung kommt.

Familienbett bei nicht gestillten Kindern

Ein nicht gestilltes Kind profitiert ebenfalls von einem Familienbett. Manche Studien empfehlen, hinsichtlich der SIDS-Prophylaxe, nachts einen Schnuller zu geben.

Historische Perspektive

In den meisten Ländern ist ein Familienbett ganz normal und wird schon ewig praktiziert.

In der Steinzeit war es ein Todesurteil, wenn ein Kind durchgeschlafen hat, da es nachts nicht kontrollieren konnte, ob die Eltern noch da sind, um es zu beschützen und bei möglichen Temperaturtiefen zu wärmen.

Studienlage zum SIDS-Risiko

Die Studie von Peter S. Blair und Co zeigt, dass das SIDS-Risiko dreimal so hoch war bei Kindern, die alleine geschlafen haben.

Das Schlafen im Familienbett bei Eltern, die nicht trinken und nicht rauchen, war genauso sicher wie Kinder, die alleine schlafen. Bei Kindern ab 3 Monaten war der Schutzeffekt im Familienbett sehr deutlich und führte zu einem niedrigeren SIDS-Risiko.

Die Zahlen für die ersten drei Monate sind schwierig auszuwerten, da das mögliche Risiko – Drogen bei den Eltern – ausgeschlossen wurde.

Demnach stellt sich die Frage, ob der minimale Bereich des 1,6-fachen höheren Risikos in den ersten drei Monaten im Familienbett auf getrennte Betten oder andere Ursachen zurückzuführen ist.

Vermehrte Fälle von SIDS gab es, als Eltern die Kinder auf der Couch gefüttert haben und dort einschliefen. Diese Eltern berichten, dass ihnen geraten wurde, das Kind nicht mit ins Bett zu nehmen und sie deshalb auf der Couch gefüttert haben.

Da stellt sich die Frage: Ist es nicht sicherer, das Kind im Bett zu stillen/füttern, wenn woanders das Risiko des SIDS erwiesenermaßen viel höher ist?

Natürlich sind die Eltern nicht absichtlich dort mit dem Kind eingeschlafen, aber das Risiko ist sehr hoch, dass dies passieren kann. Alle Eltern kennen den Schlafmangel, besonders in der Anfangszeit, bei Entwicklungsschüben sowie bei Krankheit oder beim Zahnen.

Differenzierte Aufklärung

Eine differenzierte Aufklärung und Beratung der Eltern ist wünschenswert. Denn nicht das Familienbett ist schuld am SIDS, sondern mögliche Risikofaktoren wie bereits oben erwähnt (Drogen, Alkohol, Bauchlage, zu weiche Matratze, Decken etc.).

Einschlafstillen – Kritik und Vorurteile

Einschlafstillen ist etwas ganz Natürliches und wird doch so oft verpönt.

Sehr viele Menschen sagen, dass wenn eine Mama Einschlafstillen praktiziert, das Kind sich daran gewöhnt und nie ohne Mama einschlafen wird.

  • „Du verziehst dein Kind.“
  • „Du verwöhnst dein Kind zu sehr, du machst dich von deinem Kind abhängig.“
  • „Dein Kind wird dir auf der Nase rumtanzen.“

Diese Aussagen führen oftmals zu Unsicherheiten, Unbehagen und verursachen große Zweifel. Einige Mamas trauen sich sogar gar nicht, sich zu outen.

Warum wird Einschlafstillen so schlecht dargestellt? Die Angst, sich ein ungehorsames Kind zu erziehen, ist in vielen Köpfen tief verankert.

Warum Einschlafstillen wichtig ist

Doch, du verziehst dein Kind nicht. Und nein, du verwöhnst dein Kind damit auch nicht. Ein Kind kann mit Grundbedürfnissen nicht verwöhnt werden.

Möchte dein Mann alleine schlafen? Oder möchte ein Ehepaar getrennt voneinander schlafen? Nein – wieso wird dies dann von einem kleinen Lebewesen, das noch frisch auf der Welt ist, erwartet?

Dein Baby hat zehn Monate in deinem Bauch unter deinem Herzen gelebt, in einer warmen geborgenen Umgebung. Dort fühlte es sich jederzeit beschützt und sicher. Wieso solltest du nun deinem Kind diese Sicherheit entziehen?

Es gibt immer mehr Beweise, dass Kinder, die bedürfnisorientiert aufwachsen, früher selbstständig werden und sich besser von den Eltern lösen können, da sie selbstsicher und ausgeglichen sind.

Ein starkes Urvertrauen hilft den Kindern später, ein eigenes Leben zu führen, selbstsicher zu sein und andere Menschen so zu lieben und zu akzeptieren, wie sie sind.

Jedes Kind wird irgendwann alt genug sein, dass es ohne Einschlafstillen einschläft und in seinem eigenen Bett schlafen möchte. Gebt euren Kindern diese Zeit.

Zweisamkeit kann ein Ehepaar auch woanders als im Ehebett haben – deswegen ist dies kein Grund, das Kind aus dem Familienbett zu verbannen.

Einschlafen ohne Mama

Auch ein einschlafgestilltes Kind kann ohne Mama einschlafen, solange eine Bezugsperson da ist und das Kind Vertrauen hat.

Die Bezugsperson sollte einen eigenen Weg finden, das Kind zum Schlafen zu bringen. Vorteilhaft ist es, kleine Besonderheiten einzubauen, wie z. B. Abendbrot im Bett, ein besonderes Buch oder eine CD.

Positive Effekte des Einschlafstillens

Neben der Bindung, dem erniedrigten SIDS-Risiko, dem starken Urvertrauen und der daraus resultierenden höheren Selbstständigkeit im späteren Leben wirkt Einschlafstillen beruhigend und die Kinder schlafen schneller ein.

Warum? Weil sie ganz viel Mama tanken können. Beim Stillen abends und nachts werden Schlaf- und Beruhigungshormone ausgeschüttet, die über die Muttermilch das Kind erreichen.

Diese wirken auch auf die Mutter, die beim nächtlichen Stillen somit wieder schnell einschlafen kann.

Quellen

Robert Carpenter, Cliona McGarvey, Edwin A Mitchell, David M Tappin, Mechtild M Vennemann, M Smuk, JR Carpenter. Bed sharing when parents do not smoke: is there a risk of SIDS? An individual level analysis of five major case–control studies. BMJ Open 2013;3:e002299, online unter: http://bmjopen.bmj.com/content/3/5/e002299.full.pdf+html

Konner M. 2005. Hunter-gatherer infancy and childhood: The !Kung and others. In: Hunter-gatherer childhoods: Evolutionary, developmental and cultural perpectives. BS Hewlett and ME Lamb (eds). New Brunswick: Transaction Publishers.

Gettler LT, McKenna JJ. Evolutionary perspectives on mother-infant sleep proximity and breastfeeding in a laboratory setting. American Journal of Physical Anthropology 2011;144:454-62

McKenna J , Mosko S , Richard C , Drummond S , Hunt L , Cetel MB , Arpaia J : Experimental studies of infant-parent co-sleeping: mutual physiological and behavioral influences and their relevance to SIDS (sudden infant death syndrome). Early Hum Dev. 1994 Sep 15;38(3):187-201.

Mosko S, Richard C, McKenna J. : Infant arousals during mother-infant bed sharing: implications for infant sleep and sudden infant death syndrome research. Pediatrics. 1997 Nov;100(5):841-9

Baddock SA, Galland BC, Bolton DP, Williams SM, Taylor BJ. Differences in infant and parent behaviors during routine bed sharing compared with cot sleeping in the home setting. Pediatrics. 2006 May;117(5):1599-607.

Richard C, Mosko S, McKenna J. Sleeping position, orientation, and proximity in bedsharing infants and mothers. Sleep 1998; 19: 667–684.

McKenna JJ, Ball HL, Gettler LT.: Mother-infant cosleeping, breastfeeding and sudden infant death syndrome: what biological anthropology has discovered about normal infant sleep and pediatric sleep medicine. Am J Phys Anthropol. 2007;Suppl 45:133-61. Review.

Carpenter RG, Irgens LM, Blair P, et al. Sudden unexplained infant death in Europe: findings of the European Concerted Action on SIDS, ECAS. Lancet 2004;363:185 – 91.

Hauck FR, Thompson JM, Tanabe KO, Moon RY, Vennemann MM. Breastfeeding and reduced risk of sudden infant death syndrome: a meta-analysis. Pediatrics 2011;128:103-10

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Herbert Renz-Polster und Freia De Bock: „More questions than answers“, BMJ Open online (http://bmjopen.bmj.com/content/3/5/e002299.responses ) – zusammen mit einem deutschen Kommentar auch unter http://kinderverstehen.de/SIDS.pdf

Vennemann MM , Bajanowski T , Brinkmann B , Jorch G , Sauerland C , Mitchell EA ; GeSID Study Group . Sleep environment risk factors for sudden infant death syndrome: the German Sudden Infant Death Syndrome Study. Pediatrics. 2009 Apr;123(4):1162-70.

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Blair, P.S.; Sidebotham, P.; Pease, A.; Fleming, P.J.: Bed-Sharing in the Absence of Hazardous Circumstances: Is There a Risk of Sudden Infant Death Syndrome? An Analysis from Two Case-Control Studies Conducted in the UK. PLoS ONE. 9(9): e107799. doi:10.1371/journal.pone.0107799 (2014)

https://www.kinder-verstehen.de/mein-werk/blog/neues-zum-plotzlichen-kindstod-sids/

https://www.kinder-verstehen.de/mein-werk/artikel/schlafprobleme-aus-sicht-der-evolution/

https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0107799

https://www.kindergesundheit-info.de/themen/risiken-vorbeugen/ploetzlicher-kindstod-sids/vorbeugung-kindstod/

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